Interview mit Andreas Magerl von Amiga Future

Wer kennt sie nicht… die legendären Amiga-Magazine wie „Amiga Joker“ und „Amiga Games“, die uns bis Mitte der 1990er Jahre an jedem gut sortierten Kiosk erfreuten. Nach dem unglücklichen Untergang von Commodore verabschiedeten sich auch schnell die entsprechenden Magazin. Nur ein Heft hält seit über 20 Jahren weiterhin die Amiga-Fahne hoch: Die Amiga Future! Deshalb ist es uns heute eine besondere Ehre mit Andreas Magerl von Amiga Future ein Interview führen zu dürfen. Viel Spaß beim Lesen!

XB: Hallo Andreas, die meisten Leser werden dich eher nicht persönlich kennen. Vielleicht kannst du dich einfach mal vorstellen und wie alles mit den Computern bei dir angefangen hat?

AM: Hallo! Bei mir ging es als typischer 70er Jahre Kind den üblichen Weg. Ich hatte einen C64 und bin dann irgendwie zum Amiga aufgestiegen. Natürlich hab ich, wie alle anderen auf den C64 gezockt bis zum geht nicht mehr. Aber mich hat damals auch das Programmieren und verwalten auf den Rechner sehr gereizt. Beim Amiga gings dann schon wesentlich weniger ums spielen sondern mehr um die Anwender-Möglichkeiten die man damals hatte.

Andreas Magerl
Andreas Magerl, Chefredakteur von Amiga Future

XB: Wenn ich es richtig sehe, dann bist du mit der „Amiga Future“ Der letzte Herausgeber eines Print-Magazins für den Kult-Computer Amiga in Deutschland. Erzähl den Lesern doch mal etwas mehr über das Heft!

AM: Die Amiga Future wurde vor 20 Jahren von uns gegründet um die Lücke im Spiele-Bereich beim Amiga zu schließen. Zu der Zeit gab es kein Spiele-Magazin mehr für den Amiga. Mit der Zeit, und vor allem nachdem wir komplett eigenständig wurden, hat sich die Amiga Future zu einem Magazin mit allen Themen rund um den Amiga gewandelt. Seit nun 20 Jahren erscheint die Amiga Future alle zwei Monate und seit der Ausgabe 67 gibt es auch eine englische Version des Magazins. Dabei ist die Amiga Future wahlweise mit oder ohne Cover-CD erhältlich. Zusätzlich zu dem Magazin betreiben wir mit www.amigafuture.de eine der größten Webseiten für den Amiga. Die Webpage wird regelmäßig aktualisiert und erweitert. Hierfür suchen wir auch noch Unterstützung. Außerdem gibt es noch eine Facebook-Seite für die Amiga Future, Twitter und eine Android App. Zusätzlichen wollen wir den Google+-Bereich noch ausbauen. Für Google+ suchen wir noch langfristig einen Redakteur.

XB: Dank des Amiga Future Magazins hast du bestimmt einige Insider-Infos für uns. Wie sieht die Hardware- und Software-Zukunft des Amigas aus? Welche Entwicklungen könntest du dir persönlich vorstellen?

AM: Ich hab gelernt das es besser ist nicht über solche Sachen zu sinnieren. Ewig irgendwelchen Träumen nachzulaufen bringt nichts. Der Amiga ist ein wunderschönes Hobby und man sollte die Zeit damit genießen und sich freuen wenn es etwas Neues gibt.

XB: Früher gab es ja noch zahlreiche andere Amiga-Magazine wie Amiga Joker, Amiga Games, Amiga Plus, Amigo, Amiga Kickstart, usw. Welche Magazine hast du damals gelesen und hast du ggf. noch Kontakt zu den ehemaligen Redakteuren vom Joker, z.B. dem ehemaligen Amiga Joker Herausgeber Michael Labiner?

AM: Bei vielen Magazinen hab ich sogar mitgearbeitet. Gelesen hab ich jedes Magazin das irgendwie mit den Amiga zu tun hatte. Viele der damaligen Redakteure und Herausgeben haben mit dem Amiga ja nichts mehr zu tun. Aber trotzdem trifft man ab und zu noch alte Bekannte. So hab ich Gerhard Bauer (Amiga Plus) auf der GamesCom und Horst Brandl (Amiga Plus) sowie Nico Barbat (ehem. Amiga-News) auf der Amiga32 getroffen. Mit Richard Löwenstein (Amiga Joker) und Frank Erstling (Return Magazin) hab ich regelmäßigen Kontakt. Mit Michael Labiner hab ich nur sehr selten noch Kontakt.

Amiga Future Redaktion
Ein Blick in die Amiga Future Redaktion

XB: Apropos Amiga Joker… Im Oktober 2017 ist ja eine Sonderausgabe des Amiga Jokers im Rahmen der Amiga 32 erschienen. Wie ist es zu diesem Heft gekommen, hast du daran mitgewirkt und wird es von dem Heft ggf. wieder regelmäßige Aufgaben geben?

AM: Das ist eher eine Frage die man Richard Löwenstein stellen sollte. Ich persönlich kann mir vorstellen dass es vielleicht noch eine Sonderausgabe gibt, aber regelmäßige Ausgaben kann ich mir nicht vorstellen. Hängt aber natürlich wie so oft immer an den Verkaufszahlen der ersten Sonderausgabe ab. Da ich Markus Tillmann und Richard Löwenstein schon lange kenne, hab ich angeboten den Vertrieb der Amiga Joker zu übernehmen da ich den Onlineshop und die nötige Infrastruktur für solche Aktionen habe. Verdient habe ich nicht wirklich etwas daran, aber ich mache öfters mal Sachen die sich finanziell für mich nicht lohnen.

XB: Hast du selbst noch einen Amiga? Und falls ja, wie sieht dein damaliger und heutiger Amiga-Fuhrpark aus? Nutzt du auch eine „MS-DOSe“ für die Arbeit oder setzt du sowohl privat und beruflich voll auf den Amiga?

AM: Natürlich hab ich einen Amiga und die meiste Arbeit wird auch auf den Amiga verrichtet. Ich besitze einen AmigaOne 500 (meine Arbeitsmaschine), Amiga 600, Amiga 1000, Amiga 4000T, CD32, CDTV und zwei C64. Ich hätte gerne noch ein paar Modelle, aber da kneift mich die Finanzierung dazu. Und natürlich steht hier auch ein Windows-Rechner. Es gibt einfach Sachen die auf den Amiga gar nicht oder nur sehr umständlich gehen, z.B. Paketscheine, Online-Banking, Post-Abrechnungen für die Zeitung, Social Network usw.

XB: Gib es zu – ab und zu schaltest du den Amiga nicht nur zum Arbeiten sondern auch zum Zocken an? Was waren früher und heute deine Lieblingsspiele auf dem Amiga und warum?

AM: Spielen würde ich ja gerne, aber dazu fehlt mir leider komplett die Zeit. Nebenbei etwas Siedler online, ansonsten momentan leider gar nichts. Früher hab ich mehr gespielt, besonders Strategiespiele haben mir es angetan. Sim City, Siedler, Thema Park und Monkey Island waren wohl die von mir am meisten gezockten Spiele.

Amiga Future Archiv
Heiligtum: Das Amiga Future Archiv

XB: Ein Emulator für den PC ist natürlich kein Ersatz für ein echtes Amiga-Feeling, aber findest du Emulatoren trotzdem ok und welche kannst du empfehlen?

AM: Natürlich sind Emulatoren ok. Vor allem wenn man mal wieder bei Amiga „reinschnuppern“ möchte. Ich halte das für den idealen Einstieg um zu schauen ob der Amiga einem noch Spaß macht. Aber das richtige Feeling bekommt man meiner Meinung nach nur auf einen echten Amiga. Wenn man Ahnung hat ist sicherlich WinUAE die beste Lösung. Als Einsteiger empfehle ich immer Amiga Forever. Das kostet zwar etwas aber man kann mit null Wissen sofort anfangen.

XB: Wenn du auf das Jahr 1994 zurückblickst: Welche Fehler wurden deiner Meinung nach damals von Commodore gemacht, die letztlich zum Konkurs der Kultmarke geführt haben?

AM: Danach ist man immer besonders schlau. Ich hab damals immer zu Commodore gesagt das eines der größten Probleme die Rechengeschwindigkeit, Grafikkarten und der vernachlässigte Anwenderbereich ist. Man hat meiner Meinung nach sich viel zu wenig um die Community gekümmert. Heutzutage wäre jede Firma froh eine solche Community zu haben und würde so ziemlich alles tun um sie an der Stange zu halten.

XB: Waren deiner Meinung nach auch die vielen Raubkopien verantwortlich für den Untergang des Amigas?

AM: Ja und nein. Natürlich haben Raubkopien anfangs dafür gesorgt dass der Amiga (genauso wie der C64) so verbreitet war. Und die Raubkopien waren auch nicht alleinig verantwortlich für den Untergang des Amigas. Da gab es zu viele Fehlentscheidungen, Konkurrenten und einfach auch nur Pech. Aber Raubkopien waren sicherlich auch nicht unschuldig an der Situation. Ich sag immer gerne dass Raubkopien eben einer der Sargnägel waren.

XB: Es gibt ja auch heute noch zahlreiche Amiga-Fans in Deutschland und weltweit. Euer Magazin wird deshalb ja nicht nur in Deutsch, sondern auch in englischer Sprache veröffentlich. In welchen Ländern – neben Deutschland – wird euer Heft besonders gerne bezogen und wie hoch ist eure Auflage?

AM: In welchen Ländern überall die Amiga Future gelesen wird, kann ich nicht wirklich sagen. Das geht von Australien über Japan nach Tokio. Wir liefern aktuell (Zeitung und natürlich auch unsere Software) in über 50 Länder. Aktuell haben wir eine verkaufte Auflage von 900 Heften. Wir hoffen dass wir durch den 20jährigen Geburtstag bis Ende des Jahres die 1.000 knacken. Dazu gibt auch eine ganze Menge Abo-Angebote über das Jahr verteilt.

Amiga Future Messe
Amiga Future auf GamesCom 2017

XB: Letzte Frage und danach darfst du dich wieder um die nächste Ausgabe der Amiga Future kümmern: Es gibt ja heute wieder einige Projekte mit neuer Amiga-Hardware von diversen Herstellern. Würdest du Einsteigern heute noch einen Amiga empfehlen, was würdest du hier empfehlen und worauf sollten Neulinge achten?

AM: Als Einsteiger würde ich wirklich erst einmal dazu raten sich zu überlegen was man mit dem Amiga machen will und wieviel Geld man wirklich ausgeben kann. Am besten erst mal in den bekannten Amiga Foren registrieren, viel lesen und auch mal Fragen stellen. Es gibt heute einfach zu viel Auswahl um einfach blind neu einzusteigen. Ansonsten würde ich einfach mal empfehlen einen Emulator zu starten um zu testen ob einem der Amiga noch Spaß macht – und natürlich die Amiga Future lesen! Man kann auch auf unsere Homepage viele Ausgaben kostenlos lesen. Dazu gibt es noch tausende Artikel zum Schmökern und unendlich viel Material zum Anschauen und Downloaden.

XB: Danke für das Interview Andreas und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit der Amiga Future!

AM: Danke. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder. Wenn wir es finanzieren können werden wir dieses Jahr auf einigen Messen anwesend sein wie der GamesCom, Classic Computing und andere. Ich hoffe, dass nicht zu viele Rechtschreibfehler in meinem Antworten sind. Besondere Wortkreationen sind natürlich (c) by me 😉